Brustkrebs bei Männern
Auch Männer können an Brustkrebs erkranken. Wie erkenne ich dass ich betroffen bin?
Risikofaktoren, Ursachen, Symptome, Untersuchung, Therapie, Heilungschancen
Bundesweit erkranken jährlich etwa 700 Männer an Brustkrebs (vor ein paar Jahren waren es noch 500 – 600 Männer), über 100 Männer sterben jährlich daran.
Meistens tritt im Alter zwischen 65 und 70 Jahren auf und häufig ist schon fortgeschritten.
Brustkrebs bei Männern geht auch in der Regel von den Milchgängen aus.
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Männer sterben häufiger an Brustkrebs als Frauen
Über 40 % der erkrankten Männer haben zum Zeitpunkt der Diagnose bereits einen lokal fortgeschrittenen Tumor, der Durchmesser beträgt mehr als 5 cm, axilläre Lymphknoten oder brustnahes Gewebe sind befallen oder es haben sich sogar schon Metastasen gebildet.
Männer sind bei der Diagnose rund zehn Jahre älter als Frauen.
Die Tumore werden später entdeckt als bei Frauen und offenbar nicht immer konsequent behandelt.
Wissenschaftler der Vanderbilt University im US-Bundesstaat Tennessee veröffentlichten im September 2019 eins Studie mit 16.025 männlichen Patienten: innerhalb von fünf Jahren starben 19 Prozent mehr männliche Patienten an Brustkrebs als Frauen
Quellen: 2019 10.1001/jamaoncol.2019.2803), ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/31536134.
Es gibt kein Früherkennungsprogramm für Brustkrebs bei Männern.
Die Diagnose ist für die Betroffenen auch psychisch eine sehr schwierige Situation.
Wie auch bei den Frauen, so die Ursache für ein Brustkrebs bei Männer lässt sich meistens nicht nachvollziehen. Die Risikofaktoren sind sehr umstritten. Einen Einfluss können hormonelle Faktoren zu haben, sowie schädliche Umwelteinflüsse und Strahlenbelastungen.
Es gibt nur sehr wenige Studien, die sich speziell mit dem Männerbrustkrebs beschäftigen. Deshalb werden Männer meistens so behandelt wie ihre weiblichen Leidensgenossinnen.
Und dennoch gibt es einige Unterschiede beim Brustkrebs von Mann und Frau:
- 90 Prozent der männlichen Brustkrebspatienten haben einen hormonsensiblen Brustkrebs (bei Frauen sind es nur 75 Prozent).
- Im Brustkrebsgewebe von Männern sind wesentlich seltener
Hormonrezeptoren für den zellteilungsfreudigen Wachstumsjaktor HER2 vorhanden (5 bis 10 Prozent). Beim weiblichen Brustkrebs kommt dies in 20 bis 25 Prozent der Fälle vor.
- Eine Veränderung des BRCA2-Gens kommt bei Männern häufiger vor als bei Frauen. So ist eine Veränderung (Mutation) dieses Gens bei etwa 10 Prozent der erkrankten Männer festzustellen, während dies nur bei rund 5 Prozent aller Brustkrebspatientinnen der Fall ist.
BRCA2-Gen-Träger unter 65 Jahren haben ein bis zu siebenfach erhöhtes Risiko, an einem Prostatakarzinom zu erkranken. - Eine nur bei Männern bekannte Erbkrankheit, das so genannte Klinefelter-Syndrom, steigert das Risiko, als Mann Brustkrebs zu bekommen, um ein 20- bis 50-Faches.
- Immer muss – im Unterschied zu Frauen – bei betroffenen Männern der ganze Drüsenkörper der Brust entfernt werden.
Risikofaktoren und Ursachen für Brustkrebs bei Männern
In den meisten Fällen entwickelt sich der Brustkrebs bei Männern durch einen erhöhten Östrogenspiegel.
Östrogen wird aus dem männlichen Hormon Testosteron produziert, vor allem im Fettgewebe.
Die Ursachen für einen erhöhten Östrogenspiegel sind zum Beispiel:
- mehr Testosteron im Körper als nötig
- zusätzliche Einnahme von Testosteron
- starkes Übergewicht
- Lebererkrankungen
- starker Alkoholkonsum über einen längeren Zeitraum
Auch Männer, die am sogenannten Klinefelter-Syndrom leiden (eine Genmutation, bei der die Männer über ein oder mehrere zusätzliche X-Chromosomen verfügen), neigen deutlicher häufiger zu Brustkrebs als andere Männer.
Symptome von Brustkrebs bei Männer
Trotz der Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Brustkrebspatienten bleiben die Symptome gleich. Bei Männern werden sie nur weniger ernst genommen.
- Knoten oder eine Verhärtung nur in einer Brust, meist unter oder in der Nähe der Brustwarze, oft unregelmäßig geformt, schmerzlos,
- eine Veränderung der Brustwarze oder des Brustwarzenhofs, zum Beispiel eine Einziehung oder eine Verklebung mit dem darunter liegenden Gewebe,
- eine länger andauernde Entzündung oder Ausfluss aus der Brustwarze, egal ob durchsichtig, weißlich oder blutig,
- längere Zeit vergrößerte oder verhärtete Lymphknoten in der Achselhöhle
Erste Anlaufstelle bei unklaren Veränderungen ist meist der Hausarzt, eventuell auch ein Facharzt für Innere Medizin. Er überweist bei der Abklärung dann an andere Fachärzte, zum Beispiel in einen Brustzentrum an einer Frauenklinik.
Der Brustkrebs des Mannes hat sich inzwischen emanzipiert. Unter der Schirmherrschaft der »Frauenselbsthilfe nach Krebs« wurde inzwischen ein bundesweites Netzwerk und eine Website von Männern mit Brustkrebs ins Leben gerufen (www.Brustkrebs-beim-Mann.de).
Die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO) hat auf ihrer Website eine eigene Leitlinie für die Behandlung des männlichen Mammakarzinoms ins Netz gestellt!.
Brustkrebs bei Männer, Untersuchungen:
Die Brusttumore sind bei Männern durch das dichtere Brustgewebe schwerer zu erkennen als bei Frauen.
Tastuntersuchung der Brust ist wegen der dünnen Fettschicht und des kleineren Drüsenkörpers leicht zu durchführen
Bildgebende Verfahren. Bei einem unklaren Befund: eine Sonographie und eine Mammographie. Es kann auch eine Komutertomographie oder auch eine Knochenszintigraphie notwendig sein.
Biopsie: Für eine sichere Diagnose ist eine Gewebeprobe notwendig. Sie kann ambulant durchgeführt werden, mit einer örtlichen Betäubung. Der Eingriff hinterlässt nur winzige Narben.
Therapie:
Mögliche Behandlung von Brustkrebs bei Männern, analog zum Brustkrebs bei Frauen:
- Operation
- Strahlentherapie
- Hormontherapie
- Chemotherapie
Die Brusttumore bei Männern haben in den meisten Fällen Androgenrezeptoren, was bedeuten, dass sie bei 99% auf eine Östrogen-Hormontherapie ansprechen.
Mit einer Hormonbehandlung mit Tamoxifen werden jedoch nur 77 Prozent der Männer behandelt.
Nach einer Operation ist eine Bestrahlung der Brust (nach den Leitlinien) vorgesehen.
Als Chemotherapie wird eine adjuvante Chemotherapie bevorzugt.
Operation
Die Standardtherapie von Brustkrebs bei Männern ist die modifizierte radikale Mastektomie. Entfernt werden Drüsenkörper einschließlich Nippel und Areola, die Pektoralisfaszie (Bindegewebige Umhüllung des Brustmuskels) und die über dem Brustdrüsenkörper liegende Haut.
Brusterhaltende Verfahren bereiten bei Männern mehr Schwierigkeiten als bei Frauen:
die Tumoren sind meist größer, Infiltrationen der Brustwand häufiger.
Auch die axillären Lymphknoten werden ausgeräumt.
Wie im gynäkologischen Bereich lässt mit der Sentineltechnik (Entfernung Wächterlymphknotens) der Lymphknotenstatus verlässlich voraussagen.
Strahlentherapie
Einer Strahlentherapie reduziert das Risiko auf Rückfall der Erkrankung (Lokalrezidive) nach einer Mastektomie. Eine Verlängerung des Lebens wird damit jedoch nicht erreicht.
Hormontherapie
Der Brustkrebs bei Männern ist meistens hormonabhängig, was den Einsatz einer Antihormontherapie sinnvoll macht. Mit einer Behandlung mit dem Wirkstoff Tamoxifen kann die Überlebensrate gesteigert und das Rückfallrisiko gesenkt werden. Eine Therapie mit Aromatasehemmstoffen wird bisher nur selten angewendet.
Chemotherapie
Die Nebenwirkungen einer Chemotherapie sind für den Patienten anstrengend und psychisch belastend, so dass die Therapie eher bei Brustkrebs bei Männern unter 70 Jahre angewendet wird.
Eine Chemo wird oft empfohlen, wenn die Krebszellen nicht auf Antihormone ansprechen, der Tumor ist groß gewachsen, oder Lymphknoten befallen sind.
Es gibt Unterschiede im biologischen Verhalten der Tumore, die bei der Betreuung von Männern zu berücksichtigen sind. Die Heilungschancen von Männern mit Brustkrebs sind nicht schlechter als von betroffener Frauen.
Die Therapie von Männern mit Brustkrebs unterscheidet sich grundsätzlich nicht von Behandlung bei Frauen und wie bei Frauen entscheidet das Tumorstadium über die Prognose.
Im Stadium I (T1N0M0) überleben knapp 80 % der Männer die ersten fünf und 55 % die ersten zehn Jahre nach Diagnose.
Die Anteile im Stadium IV, wenn also bereits Metastasen vorliegen, belaufen sich auf 14 % (fünf Jahre) und 5 % (zehn Jahre). Im Wesentlichen entspricht die Prognose der Männer jener von Frauen, sofern man Alter und Stadium einrechnet.
Leider häufig werden Tumore der Brustdrüse bei Männern zu spät entdeckt. Aus Scham wollen manche Betroffene die Krankheitssymptome nicht wahrhaben und gehen zu spät zum Arzt. Außerdem die zuständigen Fachärzte sind in der Regel die Gynäkologen…
Die Hilfe bietet das bundesweite Netzwerk der Frauenselbsthilfe nach Krebs (FSH).
Die Deutsche Krebshilfe unterstützt das Projekt „N-MALE“, mit dem Männer-Netzwerk unter
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