Brustaufbau nach Brustentfernung, Mastektomie, Wiederaufbau
Heute können über 70% der Brustkarzinome brusterhaltend operiert werden. Bei etwa 30% der Frauen ist das allerdings die Entfernung der gesamten Brust unumgänglich. “Keine Frau muss nach einer prophylaktischen (Mastektomie) Angst haben, ohne das Symbol ihrer Weiblichkeit leben zu müssen”, so ein Experte.
Wenn eine Brust entfernt wurde, bestehe ein unmittelbarer Bedarf nach einem sofortigen Wiederaufbau. Dieser könne einerseits mit Silikonprothesen erfolgen – welche allerdings unter dem Brustmuskel eingesetzt werden müssten, da die verbleibende Haut der Brust keine ausreichende Deckung ermöglicht. In den vergangenen Jahren wurden zur Verstärkung der Unterbrustfalte Netze aus konservierter Schweinehaut oder aus Titan entwickelt, mit denen sich in vielen Fällen die Brust so schön wiederherstellen lässt, dass sie zumindest gleich gut wie zuvor aussehe, hieß es in der Aussendung.
Es ist inzwischen möglich in einer einzigen Operation die kranke Brust abzunehmen und gleichzeitig eine neue Brust aufzubauen.
In den westlichen Industriestaaten gebe es in spezialisierten Zentren kaum qualitative Unterschiede. Der Experte: “Generell sind wir heute in Europa mit den Prothesenrekonstruktionen mindestens gleich gut wie die Amerikaner, da diese durch den ‘Prothesenbann’ (erste Silikondebatte, Anm.) in den Neunzigerjahren einen gewissen Teil der Entwicklung verschlafen haben.”
Der Wiederaufbau der Brust mit körpereigenem Gewebe kann Vorteile bieten. Der Nachteil von Prothesen: Sie sind Fremdkörper. Das heißt, sie müssen unter Umständen ausgetauscht werden, oder der Körper stößt sie – selten, aber doch – ab. In diesen Fällen, oder wenn eine Frau grundsätzlich keine Fremdkörper in sich tragen will, gibt es die Möglichkeit des sofortigen Wiederaufbaus mit körpereigenem Gewebe.
Für die Rekonstruktion mit Eigengewebe wird nach Entfernung der Brustdrüse ein aus dem Bauchbereich, Rücken, dem Gesäß oder Oberschenkel entnommener Gewebeblock eingesetzt. Die ideale Entnahmestelle entscheidet der plastische Chirurg, der sich mit Kollegen anderer Fachbereiche berät.
Diese an sich aufwendigeren Operationen haben den Vorteil, dass die Anzahl der Folgeoperationen wesentlich geringer ist, da das körpereigene Gewebe besser verträglich ist. Österreich sei sowohl in der Vorsorge wie auch Behandlung nicht nur im Know-how, sondern auch sozial führend: Die Untersuchungen (Screenings und Genanalysen) und Behandlungen von Frauen mit einem genetisch erhöhten Risiko sind kostenlos. Ein flächendeckendes Netz spezialisierter Zentren, Leitlinien und die Bezahlung durch das öffentliche Gesundheitswesen wurden vergangenes Jahr etabliert und präsentiert.
Ein Brustaufbau ist prinzipiell jederzeit möglich. Er kann entweder unmittelbar im Anschluss an die Tumoroperation erfolgen, aber auch nach einigen Wochen oder später. Der richtige Zeitpunkt hängt auch davon ab, ob eine Strahlentherapie nötig ist. Eine Chemotherapie oder Bestrahlung nach einem sofortigen Wiederaufbau können die ästhetischen Ergebnisse durch Kapselbildung verschlechtern.
Den neuen Busen formen Ärzte entweder aus eigenem Körpergewebe oder mit Implantaten. Welche Methode und welcher Zeitpunkt am besten sind, hängt von den Wünschen der Frauen und den medizinischen Möglickeiten ab. Die Gesetzlichen Krankenkassen bezahlen eine Brustrekonstruktion nach Brustkrebs.
Brustaufbau mit Implantaten
Ein Implantat kann man sich wie ein kleines Kissen vorstellen: Innen Kochsalzlösung, Silikongel, beides gemischt oder eine andere Flüssigkeit. Außen eine Haut aus Silikon. Dieses Kissen platziert der Operateur vor oder hinter den Brustmuskel. Im Gegensatz zur Rekonstruktion mit Eigengewebe erfordern Implantate häufiger eine Angleichungsoperation der kontralateralen Brust, vor allem wenn die Implantate nur einseitig verwendet werden.
In Angelina Jolies Fall sei zunächst ein Gewebeexpander zur Dehnung der Haut eingesetzt worden, der dann erst durch eine definitive Prothese ersetzt wurde – daher eben zwei Operationen.
Vordehnen mit dem Expander
Manchmal ist es notwendig, das Gewebe vorher zu dehnen, damit das Implantat unter die Haut passt. Dafür sorgt ein sogenannter Expander. Dieser Kunststoffbeutel ist zunächst kleiner als das endgültige Implantat. Er kann aber über ein Ventil aufgefüllt werden. Im Rahmen einer ersten Operation platzieren Ärzte den Expander dort, wo später das Implantat sitzen soll. Das Ventil wird so positioniert, dass die Ärzte es über einen einfachen Stich durch die Haut erreichen.
In den darauffolgenden Wochen wird das Kunststoffkissen nach und nach mit Kochsalzlösung aufgefüllt. Nach vier bis sechs Monaten hat der Expander seine Aufgabe in der Regel erfüllt. Die Ärzte können nun in einer weiteren Operation den Kunststoffbeutel durch ein permanentes Implantat ersetzen.
Probleme mit der Silikonprothese
Die Silikonprothese ist ein Fremdkörper. Bei manchen Frauen reagiert der Körper darauf und bildet Bindegewebe um die Prothese. Dadurch kann sich die Brust verhärten oder verformen. Eine solche Kapselfibrose entsteht etwa bei 10 bis 20 von 100 Implantaten. In diesen Fällen muss das Implantat ausgetauscht werden. Moderne Hüllmaterialien sollen das Risiko einer Kapselfibrose verringern.
Früher trat manchmal Silikon aus der Prothese aus, wenn diese verletzt wurde, beispielsweise durch einen Unfall. Die heute verwendeten Silikongele sind aber nicht mehr flüssig, sondern ähneln dem normalen Brustgewebe. Sie sind sehr stabil und gehen selbst nur selten bei einem Autounfall kaputt. Ein defektes Implantat muss natürlich in jedem Fall ausgetauscht werden.
Nach heutigen Erkenntnissen gefährden die Implantate die Gesundheit nicht. Manchmal verrutschen Sie nach einer Weile (Dislokation). Ärzte empfehlen je nach Art der Prothese, Brustimplantate alle 10 bis 15 Jahr austauschen zu lassen.
Der Brustaufbau mit körpereigenem Material
ist wesentlich komplizierter und aufwändiger als Silikonkissen einzulegen. Die Ärzte modellieren den neuen Busen aus Haut- und Muskelgewebe, die aus anderen Bereichen des Körpers stammen. Die kosmetische Ergebnisse sind meist gut.
Diese Form des Brustaufbaus erfordert oft mehrere Operationen und kommt nur für Frauen mit einer guten körperlichen Verfassung in Frage. Ein weiterer Nachteil der Methode: Dort, wo Gewebe entnommen wird, entstehen zusätzliche Narben.
Es kann manchmal passieren, dass das transplantierte Eigengewebe teilweise oder auch komplett absterben kann.
Ein Vorteil des Brustaufbaus mit körpereigenem Gewebe ist, dass sich diese Methode auch nach einer Bestrahlung durchführen lässt. Dies ist bei Brustaufbau durch Implantate nicht möglich, da die Haut durch die Bestrahlung ihre Elastizität verliert.
Latissimus-dorsi-Lappen-Methode
Bei dieser Technik wird die Brust aus Muskelgewebe nachgebaut. Die Operateure präparieren den großen Rückenmuskel vom Rücken und verschieben ihn mitsamt der Haut und dem Fettgewebe durch die Achselhöhle auf die Brust. Dieser Latissimus-dorsi-Muskel verläuft vom Oberarm bis zur unteren Lendenwirbelsäule und dem Beckenkamm.
Die sogenannte Latissimus-dorsi-Lappen-Technik, kurz LaDo-Lappen-Technik, wird häufig eingesetzt. Mit dem Rückenmuskel lassen sich kleine und mittelgroße Brüste nachbilden. In manchen Fällen legen die Ärzte zusätzlich ein Implantat ein.
Der fehlende Muskel hinterlässt eine großflächige Narbe, die oft lange nachbehandelt werden muss und häufig auch zu Bewegungseinschränkungen führt. Die Methode wird heute zunehmend seltener eingesetzt.
TRAM-Lappen-Methode
Bei dieser Operation wird der gerade Bauchmuskel (Rectus-abdominis-Muskel) oberhalb des Schambeins durchtrennt, ohne seine Blutversorgung zu kappen. Zusammen mit Haut und Unterhautfettgewebe wird der Muskel-Lappen (TRAM-Lappen) unter der Haut auf die Brust verlagert.
Wenn genug Bauchfett zur Verfügung steht, können mit der TRAM-Lappen-Methode auch große Brüste aufgebaut werden. Das kosmetische Ergebnis an der Brust ist oft sehr gut. Ein angenehmer Nebeneffekt ist, dass die Bauchhaut straffer wird.
Das Hauptrisiko dieser Rekonstruktion ist, dass der verpflanzte Gewebelappen nicht ausreichend mit Blut versorgt wird und abstirbt (Lappennekrose). Die TRAM-Lappen-Methode eignet sich nicht für alle Frauen: Raucherinnen, Diabetikerinnen und Frauen, die am Bauch operiert wurden oder unter Gefäßerkrankungen leiden, können mit dieser Technik nicht operiert werden.
DIEP-Lappen-Methode
Eine neuere Operationstechnik ist die so genannte DIEP-Lappen-Methode. Hierbei verpflanzt der Arzt ein ellipsenförmiges Stück Fettgewebe aus dem Unterbauch ohne Muskulatur. Dieses Verfahren sollte jedoch nur ein erfahrenes mikrochirurgisches Team durchführen. Es ist zudem extrem zeitintensiv. Langzeitergebnisse stehen auch noch aus. Eine andere Möglichkeit ist, Gewebe aus dem Gesäß zu entnehmen (S-GAP).
Rekonstruktion der Brustwarze
Die Brustwarze können Ärzte mit einem Teil der anderen Brustwarze, einem Stück Bauchhaut, oder dunkel pigmentierte Haut aus der Leiste oder Oberschenkelinnenseite nachbilden.
Der Warzenhof wird auch tätowiert, damit sich beide Brüste möglichst ähnlich sehen.
Brustaufbau, Wiederaufbau, Kostenübernahme
Die Kosten für einen Brustaufbau nach Brustkrebs werden von den Gesetzlichen und Privaten Krankenkassen in voller Höhe übernommen, zumindest für die gängigen Operationsverfahren.
Vorsicht! Manche Operateure verlangen ein zusätzliches Honorar für die Durchführung mancher Formen des Brustaufbaus.
Fragen Sie Ihren Arzt, ob, und wenn ja warum, er ein zusätzliches Honorar von ihnen verlangt, wenn doch die Kosten für den Brustaufbau eigentlich von den Krankenkassen vollständig übernommen werden.
Eventuell suchen Sie sich einen Arzt oder ein Krankenhaus, in dem der Brustaufbau ohne Zuzahlung durchgeführt wird